Kosmopolitismus als gelebte Wirklichkeit
Peter Coulmas neuer Ehrenpräsident der Weltföderalisten
in Deutschland
Als Ehrenpräsident von WFM Germany ist dem im März
verstorbenen Futurologen Ossip Flechtheim der ehemalige WDR-Journalist
Peter Coulmas nachgefolgt. Als Sohn griechischer Eltern 1914 in Dresden
geboren, ist Coulmas als einer der bekanntesten deutschen Rundfunkkorrespondenten
auf allen Kontinenten tätig gewesen. Er hat Jahre in Frankreich,
England und Amerika gelebt. In Hamburg studierte, promoviert und habilitierte
er.
Alltägliche
Wirklichkeit und zugleich die gerbeigesehte Idee der menschheitlichen
Zukunft ist für Coulmas der Kosmopolitismus, über dessen Geschichte
er 1990 das bereits als Standardwerk geltende Buch "Weltbürger
- Geschichte einer Menshheitssehnsucht" vorgelegt hat (erschienen
im Rowohlt-Verlag, ISBN 3-498-00885-4). Nach Coulmas' Ansicht vollzieht
sich kosmopolitisches Leben nicht in einer kosmopolitischen Monokultur,
sondern in der Bejahung der verschiedenen Lebensformen, die einander
zur Anregung und Bereicherung dienen. In einem Ergänzungsverhältnis
stünden dabei theoretische nationale Indentität und Kosmopolitismus,
es gelte das föderalistische Susidiaritätsprinzip: Die engere
Gemeinschaft übernehme so viele Aufgaben wie möglich, die
umfassendere Einheit trete in Funktion, wenn die Kräfte der ersten
überfordert seien. Der Unterschied zwischen Kosmopolitismus udn
nationaler Identität liegen in der Richtung, die dabei engeschlagen
werden. Für den Kosmopoliten haben die höheren Belange Vorrang.
Die bisherige Weltgeschichte, so führt Coulmas in seinem Buch aus,
sei von den kleineren zu den größeren Einheiten vorangeschritten,
von selbständigen Familienverbänden, Sippen, Stämmen
über Stadt- und Flächenstaaten zu kontinentalen Reichen. Dieser
Prozeß sein in Überlagerungen und Rückfällen verlaufen.
Insgesamt aber schreite die Entwicklung zu umfangreicheren Entitäten
hin. Die Völker der Welt wüchsen zu der einen großen
Weltbevölkerung zusammen, zum erstenmal in der Geschichte begreife
sich die Menschheit als Gemeinschaft. Die politische Aufgabe des nächsten
Jahrhunderts heiße darum: weltweite Friedensordnung, universale
Verantwortungsgemeinschaft, Ausbildung eines kosmopolitischen Ethos.
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